Die Menschen in Deutschland werden immer älter und damit steigt auch die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen. Trotzdem ist der Umgang mit den Betroffenen noch lange nicht selbstverständlich geworden. Im Gegenteil: Viele Menschen haben Scheu und sind unsicher, wie sie mit den Betroffenen umgehen, sie ansprechen oder sich mit ihnen unterhalten wollen. „Einander offen begegnen“ war deshalb auch das Motto der diesjährigen „Woche der Demenz“ mit vielen Veranstaltungen und Aktionen im ganzen Kreisgebiet. Höhepunkt war die Aktion „Bewegt älter werden“ auf dem Paderborner Rathausplatz.
„Wir wollen die Krankheit Demenz ganz bewusst an einem öffentlichen Ort sichtbar machen und zeigen, dass Demenz nicht versteckt werden muss“, erklärt Landrat Manfred Müller. Die Arbeitsgruppe „Netzwerk Demenz“ der Kommunalen Konferenz Alter und Pflege unter Vorsitz des Landrates stellt jedes Jahr zur Woche der Demenz ein volles Programm für Betroffene und ihre Angehörigen zusammen. Für die Aktion auf dem Rathausplatz kooperierte sie dafür zum ersten Mal mit dem KreisSportBund Paderborn. „Wir möchten in diesem Jahr die Teilhabe von Menschen mit Demenz an den Angeboten der Sportvereine fördern“, erläutert Birgit Hasenbein als Arbeitsgruppensprecherin. „Die Vereine können sich bei uns Unterstützung für den Umgang mit dementiell bedingten Einschränkungen ihrer Mitglieder holen.“
Bewegung tut allen Menschen gut – egal ob an Demenz erkrankt oder nicht. Deshalb zeigten die Senioren der Hövelhofer Breitensportgruppe sowie
Mitarbeiter und Bewohner des Perthes-Hauses Paderborn, wieviel Spaß Bewegung in jedem Alter macht. Von der Begeisterung angesteckt tanzten alle zusammen mit Passanten, Zuschauern und dem Landrat einen bunten Kreistanz. „Bewegung und Sport bilden wichtige Bausteine, um auch im Alter fit, belastbar und gesund zu bleiben. Nur, wenn der Körper durch Aktivität und Bewegung gefordert und gefördert wird, kann Abbauerscheinungen effektiv entgegengewirkt werden“, sagt Pia Horenkamp vom KreisSportBund. Mit dem Landesprogramm „Bewegt ÄLTER werden in NRW“ möchte der Sportbund daher die Möglichkeit geben, sich regelmäßig körperlich zu betätigen und somit zu einem gesünderen Lebensstandard der Senioren beitragen.
Um mehr Verständnis für Menschen mit Demenz warben zwei Angebote auf dem Rathausplatz, die es Gesunden ermöglichen, sich in die Situation der älteren Menschen hineinzuversetzen. Beim Rollator-Parcours des Perthes-Hauses geriet so mancher ins Schwitzen. „Auf Kopfsteinpflaster durch eine enge Kurve und dabei vielleicht noch einen vollen Kaffeebecher balancieren, das haben sich die meisten wohl viel einfacher vorgestellt“, schmunzelt Margot Becker vom Sozialamt des Kreises Paderborn und Mitkoordinatorin der Aktionswoche. Außerdem konnte beim Demenzparcours des Caritasverbandes Paderborn jeder ausprobieren, wie schwierig Schreiben oder einfache Zeichnungen werden, wenn die Umwelt nur noch verzerrt wahrgenommen wird.
Großen Anklang bei den Besuchern auf den Rathausplatz fanden auch die zahlreichen Informationsstände der Mitglieder des Netzwerkes Demenz. Hier stellten die Träger Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Familien vor, wie Unterstützung bei Pflege und Betreuung, aber auch Freizeitprogramme. „Von der Diagnose Demenz sind viele Familien erst einmal geschockt. Aber keiner muss sich damit alleine gelassen fühlen. Wir haben im
Kreis Paderborn ein breites Netz an Informations- und Unterstützungsangeboten, die dank solcher öffentlicher Aktionen hoffentlich noch bekannter werden“, so Landrat Müller.